Rosa Winkel, Berlin 2005


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Wettbewerb „Gedenkort für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen“, Berlin


Die Annäherung an das Thema fällt uns immer wieder schwer. Es stellen sich immer wieder ähnliche Fragen zur Vergangenheit und wie es denn möglich sein kann sich künstlerisch mit dem Thema des Faschismus und der Opfer auseinanderzusetzen. Wie kann das unaussprechliche Leid und der Schmerz, der den Opfern, Familien, Überlebenden und einer ganzen Gesellschaft angetan wurde dargestellt werden? Welche Bilder, Motive, Materialien können helfen das Vergangene zu verstehen und damit das „Unverständliche" in unserer Gegenwart begreifbar zu machen – für eine bessere Zukunft? Welche Situationen und Stimmungen können geschaffen werden, um den Menschen heute einen Zugang zur Geschichte zu ermöglichen? Wie wird ein „Ort“ zum „Ort des Gedenkens"? Und – darf ein solcher Ort überhaupt „schön“ sein?

Wie soll man den Opfern gerecht werden? Und den Überlebenden? Ist es angemessen mit Symbolen zu arbeiten, wie etwa dem rosa Winkel? Sind wir dann nicht wieder diejenigen, die Menschen kennzeichnen und ausgrenzen?

Mit welchen künstlerischen Ausdrucksformen können wir den Opfern in respektvoller Weise gedenken und doch gleichzeitig auch mahnen, dass dies nie wieder geschehen darf?

Das Gedenken an die Opfer erzeugt Schmerz. Mit der Erinnerung empfinden wir Leere und Verlust. Und immer wieder die Frage "Warum?". Und die Gedanken an die verlorenen Leben. Die Opfer erinnern uns, dass sie einst auch Teil der Stadt und des täglichen Lebens waren. Mitten im Leben. Aus der Gesellschaft ausgegrenzt, verfolgt, ermordet. Menschen. Nachbarn.
Die Alltäglichkeit und Normalität der Verbrechen macht diese noch erschreckender und unfassbar.

Als Künstler haben wir die Möglichkeit  für die Gemeinschaft Orte schaffen, die den Menschen Gelegenheit geben zu trauern und zu reflektieren. Wir können eine Brücke schlagen von der Gegenwart in die Vergangenheit. Einen Ort schaffen, der es möglich macht, die Erkenntnis zu gewinnen, dass letztendlich jeder zum Opfer werden kann.

Diese Überlegungen waren Ausgangspunkt für unseren erste Projektidee. Der Entwurf führt wenige einfache und eindeutige Elemente zu einem „Gedenkort“ zusammen: den rosa Winkel, einen Würfel, eine figurative Skulptur.

Die Basis des Ortes bildet eine Fläche in Form ein gleichschenkliges Dreiecks mit einer Seitenlänge von ca 35 m. Die Fläche aus rosafarbenem/ rötlichem Granit (ca. 500 m²) bietet Versammlungsraum für ca. 1.000 Personen. Die Ausrichtung des großen „rosa Winkels“ ist Nord-Süd bzw. Ost-West. Durch eine leichte Neigung mit einem gleichmäßigen Gefälle (2,5%) hebt sich eine Kante des Dreiecks um ca. 90 cm über das Gelände und neigt sich den Passanten der Entlastungsstrasse zu. Im hinteren Teil der Fläche steht ein Stahl- Würfel mit einer Kantenlänge von ca 3,50 m. Der Würfel trägt jedoch nicht wie üblich die Ziffern 1 bis 6, sondern auf allen sichtbaren Flächen einen rosa Winkel. Die gefärbten Glasscheiben geben den Blick in das Innere frei. Im Innern des Würfels wird eine Skulptur sichtbar. Sie stellt zwei ineinander verschlungene Menschen als Torso dar. Die geschlechtlichen Merkmale Figuren bleiben verborgen. Abends und Nachts soll der Würfel von Innen beleuchtet sein, so wird der "rosa Winkel" schon von weitem deutlich sichtbar.


Auslober: Senatsverwaltung Berlin
Granit, Stahl, LxBxH 35 m x 35 m x 3,5 m
Geschätzte Kosten: 450.000 €
Wettbewerbsentwurf 2005 - nicht realisiert


(c) studio R31 Klaus Bortoluzzi und Denise S. Puri GbR, Reuterstr. 31, 12047 Berlin